Der Cotopaxi-Nationalpark liegt ca. 50 km südlich von Quito. Die Hauptattraktion des Parks ist der Cotopaxi, der zweithöchste Berg Ecuadors und der aggressivste Vulkan Südamerikas. Durch seine regelmäßige, bergtypisch konische Form ist das Panorama mit dem Berg als Hauptattraktion ein einmaliges Erlebnis, besonders morgens zum Sonnenaufgang.
Von Quito aus reisten wir mit einem typisch ecuadorianischen Minibus, acht weiteren Gästen und einer Menge Gepäck zum Hostel Secret Garden Cotopaxi. Schon die Fahrt durch die Anden auf der Panamericana war erlebnisreich, der letzte Teil des Weges führte uns über eine holprige Serpentinen-Schotterstraße mit riesigen Schlaglöchern hinauf Richtung Cotopaxi Nationalpark. Nachdem sich das Gepäck tatsächlich irgendwann auf der Schotterstraße verteilt hat und der Kofferraum sich nicht mehr schließen ließ, kam zum ersten Mal unser weitgereister Spanngurt zum Einsatz – wer hätte gedacht, dass wir den wirklich brauchen. Vor der Weiterreise zum Cotopaxi deckten wir uns auf dem Markt in Quito mit Alpaka-Mützen, -Handschuhen, -Socken und -Schals ein, denn es sollte kalt werden in der hochgelegenen Cotopaxi Region; später waren wir froh darüber. Schon am Ankunftstag machte uns die Höhe während einer kleinen Wanderung zu einem Wasserfall zu schaffen. Lange konnten wir uns nicht akklimatisieren, trotzdem wollten wir höher hinaus!
Aufstieg auf den Pasochoa
Am ersten Morgen wagten wir den sechsstündigen Aufstieg auf den 4.200 m hohen Pasochoa. Die Wanderung in steilem Gelände, die letztendlich in einer Kletterpartie durch dichtes Gestrüpp endete, entpuppte sich als extrem anstrengend. Das Gelände war teils sehr unwegsam und schlammig, nur unter Einsatz der Hände war ein sicheres Weiterkommen möglich. Unser Guide war sehr schnell unterwegs, wir machten wenig Pausen und die Höhe gab uns natürlich den Rest. Wir waren ausgestattet mit den landestypischen Coca-Bonbons und Coca-Tee, die gegen Höhenkrankheit helfen sollen; der feste Glaube daran half immer wieder die Füße voreinander zu setzen. Und tatsächlich kamen wir irgendwann fast alle fix und fertig, aber glücklich auf dem Gipfel an. Wir konnten die unglaublich weite Aussicht auf die umliegenden Vulkane und Täler kaum fassen und verschlangen die Vorräte aus den Lunchpaketen und den heißen Tee. Beim Abstieg wurde dann viel erzählt, sich kennengelernt, gealbert und einige rollten sich sogar den Hang herunter… vielleicht waren wir doch etwas höhenkrank? 😉
Aufstieg am Cotopaxi
Am Cotopaxi fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Die Kraterwände gleichen einer Mondlandschaft aus Geröllfeldern in verschieden Farbtönen. Ab und zu sahen wir kleine Schneeflecken auf unserem langsamen sepentinenartigen Aufstieg. Schon zu Anfang spürten wir wieder die Höhe, die unser Aufstiegstempo erheblich bremste. Wir marschierten zu fünft, doch irgendwie jeder für sich, in Serpentinen die Kraterwand hinauf. Wolken umschlossen uns wie kühler Dampf und gaben uns immer wieder die Sicht ins Tal frei – eine merkwürdige, unwirkliche Umgebung. Nach einem kurzen Stopp in der Schutzhütte traten wir unseren letzten Aufstieg zum Gletscher an, leider war es bewölkt und wir konnten die Spitze nicht sehen, aber wir haben die 5.000er Marke erstmals geknackt und ohne weitere Ausrüstung und Training war für uns hier leider Schluss.
Der Abstieg auf dem direkten Weg über Geröllfelder bis zum Startpunkt war schnell überwunden. Dort übernahmen wir Fahrräder, um den flacheren Teil des Vulkans hinunterzufahren. Die Fahrt war holprig und anstrengend und wir waren froh, als wir nach ca. 1 Stunde, durchgeschüttelt und mit schmerzenden Armen und Schultern, aber ohne Verletzungen, am Eingang des Nationalparks ankamen und den weiteren Weg zum Hostel im Auto zurücklegen durften. Diese Downhill-Fahrt war zwar grenzwertig, aber eine lustige Erfahrung allemal.
Reiten durch den Cotopaxi Nationalpark
Am nächsten Tag fuhren wir erneut zum Eingang des Nationalparks, wo wir mit Helm und Pferd ausgestattet wurden und uns die „Funktionsweise“ eines Pferdes erklärt wurde. Marion ist die einzige von Fünfen, die reiten kann und somit ging der dreistündige Ritt erst einmal gemütlich im Schritttempo los. Die Aussicht war fantastisch, obwohl die Spitze des Cotopaxi sich an diesem Tag wieder hinter Wolken versteckte. Wir ritten durch eine Andenlandschaft mit Schluchten, Klippen, Hügeln und Tälern, grün bewachsen und wunderschön. Nach und nach wurde das Tempo angezogen, nicht von uns, sondern von den Pferden, die den Weg zum Rastplatz kannten und immer häufiger selbstständig zu traben begannen. Auf dem Rückweg wurde sogar noch etwas galoppiert, auch hier wussten die Pferdebesser als wir Reiter, wann es losgeht. Zum Glück blieben alle auf dem Rücken der Pferde, niemand fiel herunter und als wir zurück am Stall eintrafen, waren wir froh, den Hintern entlasten zu können. Es war ein toller Tag, auch Marc und Mila haben es genossen, obwohl sie noch nie geritten sind und Marc zuvor doch skeptisch war.
Secret Garden Cotopaxi
Am Rande des Nationalparks liegt das schnuckelige Hostel Secrets Garden Cotopaxi auf über 3.400 Meter, weit entfernt von der Zivilisation, eingebettet in eine hügelige auenlandartige Landschaft von saftigem Grün, umgeben von Tieren aller Art (Schafe, Kühe, Pferde, Lamas, Alpakas) und mit einem atemberaubenden Blick auf den Cotopaxi und weiteren Vulkanen. Es stehen verschiedene Unterkunftsarten zur Auswahl, ein Reihenhaus mit Doppelzimmern, ein umgebautes Kinderspielhäuschen, gemeinschaftliche Mehrbettzimmer und in den Berg gebaute Hobbithäuschen. Eines davon haben wir gemietet und wurden am Morgen mit einem grandiosen, wolkenlosen Blick auf den Cotopaxi für die recht kalte Nacht entschädigt. Es war unwirklich, aber traumhaft.
Alle Mahlzeiten werden im Hostel gemeinsam an langen Tischen eingenommen. Man schaut den Köchen bei der Zubereitung der Speisen in der offenen Küche zu oder sitzt gemeinsam auf bequemen Sofas vor dem Kamin und lässt den Tag Revue passieren. Eine wirkliche Auswahl bei den Gerichten hat man nicht, aber es schmeckte uns. Mittags gab es Suppe oder Eintopf, zwischendurch Snacks, Bananen und Kuchen; für Ausflüge bekommt man außerdem ein Lunchpaket. Jeden Abend wird das Programm für den nächsten Tag organisiert und man wählt eine der angebotenen Aktivitäten aus. Die Touren sind nicht alle kostenlos, aber auch nicht teuer, sodass es wirklich Spaß macht, die Landschaft zu erkunden und zu erleben.
Die Abende verbrachten wir mit tollen Leuten und neuen Kartenspielen, meistens endeten sie aber recht früh, da die Tage früh begannen und körperlich anstrengend waren.
Anschließend ging es für uns und Mila weiter nach Latacunga, von wo aus wir den Quilotoa Loop laufen wollen.